Suchtprävention hautnah an der Galileo-Schule

Amon Barth, betroffener Jungautor, las auf Initiative von Praesent – Fachstelle für Suchtvorbeugung und -beratung im Saarpfalz-Kreis, am 4. Februar vor Neunt- und Zehntklässlern in der Galileo-Schule Bexbach. Eine Klasse der Waldorfschule schloss sich als gern gesehener Gast der Veranstaltung an.

In „Breit. Mein Leben als Kiffer“ (2005) legt der damals erst 20-Jährige Amon Barth seine Drogenbiografie ab. Hier setzt er sich mit seiner letztlich überwundenen Cannabissucht auseinander. Das Buch konzentriert sich auf den Lebensabschnitt zwischen 14 und 18 Jahren. Nach der intensiven Bekanntschaft mit Alkohol findet Barth durch einen Freund Gefallen an Joints. Ein Teufelskreislauf beginnt. Aus einem Gelegenheitskiffer wird nach und nach ein „Druffi“, der sogar seine Mutter bestiehlt, um genügend Geld für die Droge zu erlangen. Der Schulalltag bedeutet für ihn nur Stress, Demütigung und ein Dasein als Außenseiter. Das Grasrauchen beschert ihm das Gefühl „herrlicher Gleichgültigkeit (s. S. 73): „Kiffen ist für mich eine Flucht aus der Realität. Ich kiffe, um mich in eine andere Welt ohne Verpflichtungen hineinzusteigern (s. S. 147).“ Die Schule verkommt zur Nebensache und der Abschluss gerät in Gefahr, aber auch die Familie, wahre Freundschaft – kurzum das wirklich Echte und Wesentliche im Leben – wird unbedeutend. Selbstkritisch gesteht er sich ein: „Ich setze Schule, Gesundheit und Verstand aus Spiel (s. S. 132).“ Die Sucht hat also viele Gesichter, neben den körperlichen Symptomen steht der soziale Faktor. Bei Amon Barth kommt an dieser Stelle seines Lebens, wie bei etwa jedem zehnten Suchtkranken, noch die seelische Komponente in Form einer ernsthaften psychotischen Erkrankung hinzu. Er entwickelt eine Paranoia, Verschwörungstheorien sowie Halluzinationen. Seine Persönlichkeit sowie sein Verhalten verändern sich komplett. Nach einem zwangsweise verordneten Aufenthalt in der Psychiatrie endet das Buch recht abrupt. Der Ich-Erzähler kifft danach immer noch weiter – nur eben weniger. Warum er schließlich mit dem Konsumieren von Cannabis aufgehört hat, berichtet er in seinem Erstlingswerk nicht.

Doch den jugendlichen Zuhörern erklärte er, warum und wann er die Notbremse zog. Seine Großmutter, die ihn immer unterstützt hatte, lag im Sterben. Ihr war es stets sehr wichtig gewesen, dass er sein Abitur machte. So beschloss er, damit aufzuhören, um sich auf seine Prüfungen konzentrieren zu können und der Mutter bei der Pflege der Sterbenden zu helfen. Ein einschneidendes Erlebnis war nötig, um ihn aufzurütteln und nach einigen Rückschlägen schaffte er es endgültig. Barth betonte vor dem aufmerksamen und geradezu gebannten Publikum, dass es ihm jedoch – in Hinblick auf seine durchlittene Psychose – keinesfalls um eine Suchtprävention mit den Mitteln der Angst gehe.

Als persönliches Fazit sieht er die eigentliche „Substanz“, gleichgültig ob es sich nun um Cannabis, Alkohol, Computerspielsucht usw. handelt, nicht mehr im Zentrum der Überlegungen. Was ist Sucht, was ist dagegen Glück? Diese Frage sollte im Mittelpunkt stehen. Das Rauschgefühl, so der Autor, ist zunächst einmal schön. Das ist leider nicht zu bestreiten, aber es ist nur von kurzer Dauer und sehr trügerisch. Glück verschafft einem keine Droge der Welt. Alles, was man sich selbst (hart) erarbeitet hat und aus der eigenen Persönlichkeit heraus entsteht, führt zum Glücklichsein. Der suchtpräventive Wert des Buches veranschaulicht sich in dieser Interviewaussage Barths. „Du hast zwar die Fantasie, dass alles toll ist, aber in Wirklichkeit gibt es nur die Alternative: entweder kiffen oder kreativ sein: malen, schreiben, Musik machen. Beides zusammen geht nicht. (rowohlt revue, Herbst 2005).“

Die anschließenden Fragen der Schülerinnen und Schüler bezogen sich vor allem auf die Auslöser der Sucht, wie etwa Neugierde und nicht die Fähigkeit zu haben „Nein“ zu sagen. Daneben beschäftigte die Jugendlichen auch der Umstand, dass es unheimlich schwer sein muss, die Sehnsucht nach dem Rausch los zu werden, selbst wenn man körperlich einen erfolgreichen Entzug hinter sich hat. Amon Barth beantwortete alle Fragen offen und gestand auch ein, dass am Ende insbesondere eines steht – Reue!

Petra Kruse, Schulbibliothek der Galileo-Schule

07.02.2014 08:30 Alter: 10 Jahre